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        Herbsttag  (Paris 21. september 1902)     Herbst   (Paris 11. september 1902)
        Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross.     Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
        Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren,     als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
        und auf den Fluren lass die Winde los.       sie fallen mit verneinender Gebärde.


           Befehl den letzten Früchten voll zu sein;  Und in den Nächten fällt die schwere Erde
           gieb ihnen noch zwei südlichere Tage,  aus allen Sternen in die Einsamkeit.
           dränge sie zur Vollendung hin und jage     Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
           die letzte Süsse in den schweren Wein.
                                                     Und sieh dir andre an: es ist in allen.

        Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.  Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
        Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,  unendlich sanft in seinen Händen hält.
        wird wachsen, lesen, lange Briefe schreiben
        und wird in die Alleen hin und her
        unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.


        Høstdag

        (R.M.Rilke, gjendiktet av A. Bjerke)

        Din tid kom, Herre. Sommeren var stor.
        Så kast din skygge over våre solur,       Ende des Herbstes
        og slipp din høstvind løs på denne jord.
                                                    (Undatiert: 1902/1906)
           Befal den siste frukt å te sin rødme,  Ich sehe seit einer Zeit,
           og la den få to sydligere dager.       wie alles sich verwandelt.
           La alt stå fullbragt når din ånde jager  Etwas steht auf und handelt
           i druens tunge vin den siste sødme.    und tötet und tut Leid.

                                                     Von Mal zu Mal sind all
        Den som er hjemløs nu, vil aldri bygge,
        men varig føle hvor forlatt han lever.       die Gärten nicht dieselben;
        Han våker, leser, skriver lange brever       von den gilbenden zu der gelben
        og vandrer i allèen med sin skygge,          langsamem Verfall:
        urolig, uten mål, blant blad som svever.     sie war der Weg mir weit.
                                                  Jetzt bin ich bei den leeren
                                                  und schaue durch alle Alleen.            Illustrasjoner: Shutterstock
                                                  Fast bis zu den fernen Meeren
                                                  kann ich den ernsten schweren
                                                  verwehrenden Himmel sehn.
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